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Der Leistenbruch (Leistenhernie, Bauchwandbruch, Hernien)

Einleitung

Brüche lassen sich unproblematisch behandeln. Sie werden nach einer Operation überrascht sein, wie unnötig ihre Bedenken waren – also: keine Sorge!
Sie fragen sich: Muss es denn gleich eine Operation sein?
Was ist eigentlich ein Bruch?  Was kann passieren, wenn nicht behandelt wird?
Weltweit werden pro Minute 10 Hernien operiert, in Deutschland jährlich ca. 200.000 Leistenbruchoperationen
Leistenbrüche sind die häufigsten Erkrankungen des Menschen.

Definitionen – Was ist ein Leistenbruch?

Bei einem Bruch treten Eingeweideanteile (z.B. Darm) durch eine Schwachstelle der tragenden Bauchwand. Es kommt dann zum Hervortreten des Bauchfells bis in das Unterhautfettgewebe. Es werden unterschieden:
•    Bruchsack: Ausstülpung des Bauchfells
•    Bruchpforte: Lücke in der tragenden  Bauchwand
•    Bruchinhalt: Eingeweideanteile, z.B. Darmschlingen

Ursachen
•    Schwachstellen in der tragenden Bauchwand (Muskulatur / Bindgewebe) z.B. durch Operationsnarben (Narbenbruch) oder durch natürlich vorgegebene Schwächungen der Bauchwand in der Leistengegend: Hier zieht beim Mann der Samenstrang von innen nach außen durch die Bauchdecken, bei der Frau das zarte Mutterband  in Verbindung begleitenden Blutgefäßen. Weitere Brüche gibt es am Zwerchfell, ggf. in Verbindung mit Sodbrennen.
•    Mit zunehmenden Alter lässt die Festigkeit des Bindegewebes und die Bauchwandmuskulatur nach. Die Bruchbildung ist somit Ergebnis einer Schwächung des Bindegewebes.
•    Erhöhter Druck im Bauchraum wie er z.B. durch schweres Heben und Tragen, durch chronisches Husten, durch Niesen oder anstrengendes Pressen beim Stuhlgang hervorgerufen wird, begünstigen die Bruchentstehung.

Symptome – Auswirkungen
•    Zunächst kann lediglich eine unbemerkte Schwellung im Buchbereich vorliegen. Ziehende Schmerzen können dazukommen. Brüche können im Laufe der Zeit erhebliche, sichtbare Ausmaße annehmen.
•    Wenn in den Bruchsack Darm hineinfällt, kann sich eine gefährliche Einklemmung entwickeln: der Darm kann seinen Inhalt nicht mehr transportieren, es kommt zum Darmverschluss, die Darmwand wird schlechter durchblutet so dass als weitere Komplikation eine Bauchfellentzündung entstehen kann.
•    Die Einklemmung ist sehr selten – aber sehr gefährlich.

Leistenbruch Diagnostik

Die Brüche der äußeren Bauchwand lassen sich meist durch Blickdiagnose in Verbindung mit einer Tastuntersuchung feststellen. Zur exakten Diagnostik gehört bei jedem Patienten sowohl vor als auch nach einer Operation die systematische Untersuchung mit einem hochauflösendem Ultraschallgerät. Nur in äußerst seltenen Fällen sind weitere Untersuchungsmaßnahmen erforderlich. Dies betrifft z. B. die Leistenbeschwerden bei Sportlern (s. Link Sportlerleiste).

Leistenbruch Therapien/ Behandlung

Warum sollte man etwas tun?
•    Es gibt keine „Spontanheilung“ – ganz im Gegenteil, der Bruch wird mit der Zeit größer
•    Gefahr der Darmeinklemmung, diese ist zwar selten, aber lebensgefährlich

Was kann man dagegen tun?
•    Bruchband? nein! Ungeeignet, weil es den Bruch nicht kuriert, drückt und schädigt die Haut, ist schwierig anzulegen und hinderlich
•    Operation? ja! Sinnvoll, da Lücke geplant verschlossen wird, die Notfallsituation wird vermieden – bei geringem Risiko

Wie – welche Operationsprinzipien gibt es?
•    Offen: Schnittoperation über eine 5 – 7 cm Hautinzision mit Durchtrennung und Rekonstruktion der Bauchwandschichten im Bruchbereich durch Nähte oder Einnähen von Kunststoffnetz
•    Endoskopisch / laparoskopisch: minimal-invasiv, auch als „Schlüssellochoperation“ bezeichnet: durch 3 kleine Minischnitte unter Kamerasicht von der Bauchhöhle aus oder vor dem Bauchfell entlang Platzieren eines ausreichend großen Kunststoffnetzes
•    Konventionell: entspricht der „offenen“ Operation mit Verzicht auf Kunststoffnetz – die Nähte können jedoch Spannungen erzeugen
•    Spannungsfrei: dieses Prinzip verfolgt die Einnaht (offen) oder die breitflächige Überdeckung der Bruchpforte von Kunststoffnetz (meist endoskopisch/laparoskopisch)

Warum Kunststoffnetz? Wer braucht es?
•    Bei Bindegewebsschwäche u./o. körperlicher Belastung: wichtig ist die stabilisierende Schicht in Verbindung mit einer Narbenbildung
•    Bei endoskopischen / laparoskopischen Operationsverfahren: Netz technisch bedingt notwendig, der Vorteil: alle benachbarten Bruchpforten werden mitabgedeckt
•    spannungsfreie Versorgung der Bruchpforte: hierfür ist Netz erforderlich
•    Ergebnisverbesserung: Weniger Rezidive als bei Operationen ohne Netz

Verbesserungen der Netze?
•    Früher: stärkere Schrumpfung des Materials möglich – heute: geringes Materialgewicht, weitere Maschen, hohe Flexibilität und sehr gute Verträglichkeit und Einheilung
•    Bei Darmkontakt Verwachsungen/Fistelbildungen möglich – heute: Neue Netzbeschichtungen, die Darmkontakt zulassen (Beispiel: Neuentwicklungen für die laparoskopische Narbenbruchoperation)
•    Früher: Reaktion mit Flüssigkeitsabsonderung häufig – heute: sehr selten, aber immer noch möglich
•    Schmerzen nach der OP – heute: seltene Ursache Netzbefestigung durch Klammern (neu: Kleben, Naht oder keine Fixation) oder durch Vernarbung / Irritation der Nerven im OP-Gebiet nach offener Operation – selten Korrektureingriff nötig.

Leistenbruchoperation von heute?
•    Geringe Rezidivquote, praktisch keine Wundheilungsprobleme
•    hoher Patientenkomfort durch regelhaft kurzstationäre schmerzarme Operation und schnelle Belastbarkeit nach kurzer Schonungsphase

Unser Konzept
•    „Shouldice“-Operation (offen – konventionell ohne Netz): Bei jugendlichen Patienten (ambulant: von Lokalanästhesie bis Vollnarkose möglich)
•    „TAPP“-Operation (laparoskopisch durch die Bauchhöhle mit Netz): regelhaft als Ersteingriff, außerdem bei Rezidivhernien (nach offener Voroperation) und fraglich beidseitigen Leistenhernien (ca. 2 Tage stationär: immer Vollnarkose)
•     „Lichtenstein“-Operation (offen – spannungsfrei mit Netz): alternativ zur TAPP-Versorgung bei Erstversorgung älterer Patienten mit Begleitrisiken (gelegentlich ambulant –  eher stationär je nach Allgemeinzustand: von Lokalanästhesie bis Vollnarkose möglich)
•    „TEP“-Operation (endoskopisch vor dem Bauchfell mit Netz): alternativ zur „TAPP“-Operation, evtl. auch bei beidseitiger Erstversorgung (Minimum1 Tag stationär: immer Vollnarkose)
•    Bauchwandbrüche am Nabel und am Oberbauch, Narbenbrüche (offen oder in geeigneten Fällen laparoskopisch mit Netz): individuelle Beratung und Festlegung des geeigneten Verfahrens (stationär: immer Vollnarkose)
•    Abweichungen von diesem Konzept je nach Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen, unter Mitentscheidung des Patienten

Rehabilitation – was kommt nach der Operation

•    Nach einer Leistenbruchoperation in der Regel 2 Wochen Schonung, orientiert an den postoperativen Restbeschwerden, dann leichte Tätigkeiten bereits möglich.
•    Erfahrungsgemäß volle Einsatzfähigkeit und Belastbarkeit nach ca. 3 – 6 Wochen
•    Fadenzug nicht erforderlich, da resorbierbare Hautnähte verwendet werden
•    Wasserkontakt (Duschen) ab 1. Post-OP-Tag mit Duschpflaster möglich, Baden erst nach Wundheilung (nach 2 Wochen) erlaubt.

Ärztlicher Rat

•    Sollten Sie selbst einen Leistenbruch feststellen, suchen Sie demnächst einen Arzt auf.
•    Bei bekanntem Bruch und akut einsetzenden starken Schmerzen in Verbindung mit Erbrechen und Stuhlverhalt suchen Sie umgehend das nächste Krankenhaus auf.
•    Erkundigen Sie sich über die verschiedenen Möglichkeiten, Vor- und Nachteile einer Bruchoperation
•    Bei anderen Bauchwandbrüchen holen Sie sich Expertenrat

Infos & Links

http://de.wikipedia.org/wiki/Hernie
http://flexikon.doccheck.com/Hernie
https://www.herniamed.de/patienteninformation

Informationen für Patienten

Dr. med. Lutz Steinmüller